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Classes Musées Internationales

Auf Spurensuche im Pariser Louvre

Der Q11 Französischkurs des Gymnasiums Burgkunstadt

en route in besonderer Mission

 

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Am Anfang dieses außergewöhnlichen Unternehmens standen im wahrsten Sinne des Wortes „nur“ Phantome, kaum fassbare, lediglich silhouettenhaft visualisierte Wesen, entsprungen dem kreativen Geist des renommierten französisch-serbischen Comic-Künstlers Enki Bilal. Dessen im Rahmen des Oberstufenunterrichts thematisierte Werk Les Fantômes du Louvre motivierte die 18 Schülerinnen und Schüler unseres Q11 Französischkurses zur Bewerbung um die Teilnahme an dem vom Bayerischen Kultusministerium sowie vom Institut Francais ausgeschriebenen Projekt Classes Musées Internationales Paris.


Voller Vorfreude erfuhren wir am Ende des letzten Schuljahres, dass unsere Bewerbung bei den Auswahlgremien in München Gefallen gefunden hatte und wir uns stolz zu den bayernweit elf ausgewählten Gymnasien zählen durften, die modernen, schülerorientierten Französischunterricht auch einmal außerhalb des klassischen Lehrbuchkontextes erfahren würden … und das an keinem geringeren Ort als mitten im Herzen der französischen Capitale Paris, zudem in einem der weltweit größten und geschichtsträchtigsten Museen überhaupt, dem Pariser Louvre.
So brach der Kurs 1f1 des Gymnasiums Burgkunstadt mit den beiden begleitenden Lehrkräften OStR Kunigunde Hofmann und OStR Michaela Kraus eine Woche vor den Osterferien zu ihrer außerordentlichen Mission gen Westen auf, um in Paris Kunst- und Kulturgenuss auf höchstem Niveau zu genießen.
Die in der Vorbereitungsphase vom pädagogisch geschulten Fachpersonal des Musée du Louvre exklusiv für unsere Gruppe ausgewählten Workshops und Ateliers nahmen geschickt Bezug auf Themen und künstlerische Techniken der Bilalschen Comic-Kunst, mit der die Schülerinnen und Schüler sich in der vorausgegangenen Unterrichtssequenz intensiv beschäftigt hatten. „Wie fotografiert man Objekte in einem Museum?“, „Welche Rolle spielen Raum, Symmetrie, Perspektive, ja gar mathematische Gesetzmäßigkeiten bei der Genese eines Kunstwerks?“, „Welche ästhetisch-philosophischen Strömungen prägen das Kunstideal verschiedener Epochen?“ oder „Wie gestaltet man selbst großflächige Collagen mit dem Anspruch auf die praktische Umsetzung grundlegender theoretischer Kunstprinzipien?“ – dieser Art gestalteten sich die Fragen und die damit verbundenen Arbeitsaufträge für unsere Schülerinnen und Schüler, die dank dieses Projektes zu interaktiven Spurensuchern auf den Pfaden der Kunstgeschichte wurden.
Die eindrucksvolle Statue der Siegesgöttin Nike von Samothrake sowie die ästhetisch formvollendete Venus von Milo führten den Schülerinnen und Schülern unschätzbare, einzigartige Zeugnisse der griechischen Antike vor Augen. War Leonardo Da Vincis La Joconde in Bilals Fantômes du Louvre noch auf Leinwand fotografiert und von einem seiner in Pastell und Öl imaginierten Phantome heimgesucht worden, so entdeckten die interessierten Betrachter die Mona Lisa nun im Original wieder als weltbekanntes Meisterwerk der Hochrenaissance. In der barock-prunkvollen Galerie d’Appolon wurde beim Bewundern der französischen Kronjuwelen der Geist des Grand Siècle und seiner höfischen Hochkultur wieder lebendig, und gleich einem sich lautlos und unauffällig fortbewegenden Phantom streifte der Blick des Einzelnen unter der sicheren Ägide unserer Museumspädagogen über klassizistische und romantische Kunstschätze wie Die Kaiserkrönung Napoleons I von Jacques-Louis David oder die Liberté Guidant le Peuple von Eugène Delacroix, um nur einige wenige der uns präsentierten und zum Reflektieren einladenden Präziosen beim Namen zu nennen.
Man könnte nun den Eindruck gewinnen, dass das ebenso exklusive wie exquisite Programm der Classes Musées Internationales den Fahrtenteilnehmern ein so großes Maß an Energie abverlangt hätte, dass für die Erkundung der Stadt außerhalb der Museumsmauern kaum Zeit und Raum geblieben wären. Weit gefehlt, zum Glück! Denn wer sich auf Paris einlässt mit Leib und Seele, dem offenbart die Stadt Eindrücke und Erlebnisse wie Geschenke. Der Eiffelturm als stählerner Riese im grauen Gewand bei Tag oder als überdimensionale Wunderkerze funkelnd bei Nacht, die wagemutig konzipierte und architektonisch genial umgesetzte Linearität der großen historischen Achse von La Défense über den Arc de Triomphe bis hin zur Place de la Concorde, die gepflegte Promenade auf den Champs-Elysées, die Erhabenheit der Kathedrale von Notre Dame inmitten der Seine-Insel Ile de la Cité, der Blick von Sacré Coeur hinab auf die sich wie Lava ausbreitende graue Steinmasse der Stadt, ein festlich-glanzvoller Abend mit Originalversionen von Tchaikovskys Nussknacker und Jolantha in der wunderschönen Opéra Garnier, die gepflegte Tasse Kaffee unter der farbenprächtigen Belle Epoque-Kuppel des eleganten Kaufhauses Printemps … was für eine Stadt!
Im Gedächtnis werden unseren Schülerinnen und Schülern neben jenen großen Klassikern der Metropole vielleicht auch die kleinen feinen Momente unserer Paris-Woche bleiben … die spontane Austerndegustation für Mutige in einer kleinen Poissonnerie am Fuße des Montmartre, das entschleunigte Durchstöbern staubiger Stände beim nostalgischen Flohmarktbummel, ein fast familiär anmutendes Thrash-Metal-Konzert mit Machine Head auf der Bühne des altehrwürdigen Le Trianon, der hausgemachte Früchte-Punch des herrlich unkomplizierten und authentischen Restaurants La Plage im alten Schlachthofviertel an der Porte de la Villette, der scharfe Geschmack von Harissa-Paste beim deliziösen Couscous-Essen im Quartier Latin, die am Trocadéro zum Besten gegebenen Chansons eines unbekannten, aber doch so talentierten maghrebinischen Straßensängers, der in bewegten Zeiten Menschen verschiedenster Kulturen friedlich und ausgelassen den multikulturellen Gedanken leben lässt. Letztlich ist es doch auch die Magie einzelner Momente, die eine solche Reise unvergesslich machen.
Mein herzlicher Dank gilt am Ende all jenen, die maßgeblich zum Gelingen der Fahrt beigetragen haben: den Initiatoren des Projektes (Bayerisches Kultusministerium und Institut Franais), meinem bemerkenswerten Französischkurs 1f1, meiner unverzichtbaren Kollegin Kunigunde Hofmann, unserem stets wohlwollend gestimmten Schulleiter Thomas Meier, den spendablen Eltern unserer Schülerinnen und Schüler sowie dem Förderverein des Gymnasiums Burgkunstadt, der unsere Projektfahrt nach Paris großzügig unterstützt hat.
OStRin Michaela Kraus

 

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