Netzgänger - Medienscouts
„Netzgänger" – Medienscouts machen Schüler der 6. Klassen fit für's Internet
Präventionsmaßnahmen zum Thema riskanter Internet- und Computergebrauch
Computer und Internet sind ein nicht wegzudenkender und selbstverständlicher Teil unseres Alltags geworden. Über Email und Handy kann man sich problemlos und schnell miteinander absprechen, Computerspiele sind eigentlich nichts Schlimmes, Tauschbörsen an sich nicht illegal und Facebook selbst ist nicht böse. Das ist die eine Seite der Medaille, aber auch die Risiken dürfen nicht verschwiegen werden.
Nicht wenige Computerspiele sind voller Gewalt, es besteht eine nicht zu verharmlosende Suchtgefahr gerade bei Online-Spielen, über Tauschbörsen werden oft auch Raubkopien weiterverbreitet und wer zu viel von sich in sozialen Netzwerken preisgibt, macht sich leicht angreifbar. Außerdem werden über die modernen Kommunikationswege sehr schnell einzelne Personen zum Opfer von Beschimpfungen und Bedrohungen. Nach neuesten Studien wird die Internetabhängigkeit mittlerweile auf etwa 1% der Bevölkerung geschätzt, und das mit steigender Tendenz. Menschen, die einen riskanten Gebrauch von Computer und Internet haben, flüchten sich in eine virtuelle Welt, in der sie Ablenkung, Anerkennung und Belohnung suchen und verlieren so den Kontakt zur realen Welt. Um den Risiken dieser noch relativ jungen Sucht rechtzeitig zu begegnen, ist es wichtig, die Gefährdeten – vor allem Kinder und Jugendliche – direkt anzusprechen und zu informieren.
Am Abend des 16.07.2015 fand für die Eltern der Sechstklässler des Gymnasiums Burgkunstadt eine Veranstaltung statt, bei der sie genauere Informationen zum Projekt „Netzgänger" erhielten, das ihre Kinder an zwei Vormittagen durchlaufen haben. Sinn des Elternabends war es, den Erziehungsberechtigten zu erläutern, womit sich ihre Kinder in diesem Projekt beschäftigen werden und warum es so wichtig ist, eine Aufklärung über den riskanten Internet- und Computergebrauch zu erhalten. Nach einer kurzen Begrüßung durch Christina Schott, der Leiterin der Medienscouts, übernahmen die Medienscouts selbst das Wort und informierten kurz über die vier Module Virtuelle Spielewelten, Cybermobbing, Soziale Netzwerke und Smart im Netz, die Teil der Präventionsveranstaltung sind. Genau diese vier Themenbereiche wurden den Eltern im Verlauf des Abends in Workshops von den Schülern erklärt. Dabei haben die Jugendlichen mit den Eltern einige Übungen aus dem Konzept durchgeführt. Es bestand die Möglichkeit an zwei Modulen teilzunehmen, die im Vorfeld ausgewählt werden mussten.
Die Sechstklässler wurden dann an zwei Vormittagen nicht durch einen Vortrag mit erhobenem Zeigefinger gewarnt, sondern sie durchliefen die vier Module des Peer-gestützten Projekts „Netzgänger" in Kleingruppen. In jedem Modul betreuten immer mindestens zwei Medienscouts eine Gruppe von 14 Schülern mit dem Ziel, die Sechstklässler fit fürs Internet zu machen und einen verantwortungsbewussten Umgang mit den neuen Medien anzubahnen. „Ziel des Ganzen ist es, dass die Medienscouts selbstständig die Module leiten und aktive Ansprechpartner für die jüngeren Schüler sind. Wir Lehrer halten uns dabei eher im Hintergrund. Und das funktioniert auch hervorragend. Es gibt durchweg positive Rückmeldungen – nicht nur von den Schülern selber, auch von den Eltern!", so die Leiterin der Medienscouts Christina Schott. Der wissenschaftliche Ansatz und die psychologische Kompetenz wurde den Medienscouts durch das Institut für Psychologie der Universität Bamberg vermittelt. Hier arbeiteten sie einen Tag lang mit Studenten und entwickelten Gruppenspiele, Diskussionsansätze und Methoden, um die Mitschüler später über die Risiken und Gefahren im Internet aufzuklären und Tipps und Erfahrungsberichte mit ihnen zu diskutieren. Auch nach Abschluss dieser zwei Tage werden die Medienscouts als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, was zu einer hohen Nachhaltigkeit dieser Methode führen soll. „Eine Stärke des Peer-Projektes liegt sicherlich darin, dass die Peers für die Zielgruppe Vorbilder sind und sich bestens im Umgang mit den sich rasch ändernden Medien auskennen – manchmal besser als ihre Lehrer-, dass sie authentisch sind und dass die Schwelle, sich bei ihnen Unterstützung zu holen, dadurch viel niedriger ist." (Christina Schott)
Aussagekräftig und das Ganze abrundend sind Rückmeldungen einzelner Medienscouts:
• Ich nehme am Peer-Projekt teil, da es mir Spaß macht, mich mit den verschiedenen Themenbereichen des Kurses auseinander zu setzen und in Gruppenarbeit zu arbeiten. Außerdem wird es eine neue, bestimmt interessante Erfahrung sein, den Kleineren ein spezielles Wissen zu vermitteln.
• Ich finde es gut, dass wir den Sechstklässlern durch das Projekt einiges zeigen und ihnen im Umgang mit Medien helfen können. Alles von uns und nicht von Lehrern erklärt zu bekommen, ist für die Kinder, denke ich, interessanter und glaubhafter und sie trauen sich auch zu fragen, wenn ihnen noch etwas unklar ist. Außerdem ist das Projekt auch für mich selbst ein Gewinn
Interessant sind auch die Rückmeldungen von Sechstklässlern, die am Projekt teilgenommen haben:
• Endlich mal eine andere Form von Unterricht
• Sehr viele coole Spiele
• Man kann viel offener reden
• Gut, dass mal keine Lehrer dabei sind
Insgesamt gesehen besteht die Hoffnung, dass mit dem Projekt „Netzgänger" Wissensinhalte vermittelt wurden, die für den alltäglichen Umgang mit Computer und Internet sinnvolle Hilfen darstellen. Denn ohne die Gefahren zu kennen und sie zu beachten, ist ein sicherer Mediengebrauch und –konsum nur schwer vorstellbar.