Mathematik
Natürlich.
Wir wissen schon lange, dass eins und eins zwei ist und ein Meter hundert Zentimeter hat.
Am Gymnasium lernen wir nun, wie eine Gleichung oder sogar ganze Gleichungssysteme gelöst werden. Wir kennen die Herren der Geometrie, Euklid, Thales, Pythagoras und Hamilton, nicht nur dem Namen nach, sondern lernen ihre Zuverlässigkeit in Angelegenheiten des Alltags zu schätzen. Auch die Herren Laplace, Bernoulli, Kolmogorow und Poincare`, erfindungsreiche Tüftler aus der Stochastik, ihre Ideen und Werke sind uns bestens bekannt und sollten uns lebenslang vom Spieltisch fernhalten. Wer sich schließlich des Verständnisses und der Kompetenz hinsichtlich des Hauptsatzes der Differential- und Integralrechnung, der Hesse-Normalform von Tangentialebenen und des Signifikanztests zu Recht rühmen darf, hat eine stattliche Leistung vollbracht und die Gipfel der gymnasialen Mathematik erklommen.
Verblüffendes und Schönes werden wir auf diesem Weg nach oben erleben und erkennen: Die Unendlichkeit kann einerseits recht überschaubar sein, wenn es gelingt, die unendliche Ebene auf eine noch so kleine Murmelkugel abzubilden. Andererseits macht uns dieselbe Unendlichkeit bescheiden und demütig, wenn sie unser Vorstellungsvermögen bereits beim Abzählen der reellen Zahlen zwischen eins und zwei sprengt. Die Platonischen Körper aus dem Altertum und Mona Lisa aus der Renaissance ziehen uns nicht zufällig in ihren Bann, sprechen sie doch unseren Sinn für vollkommene Harmonie und schlichte Schönheit an. Im Mission Control Center der NASA in Houston, Texas, können wir die trigonometrischen Kurven erklären und bringen so die Gesetzmäßigkeiten unseres Sonnensystems ins Wohnzimmer. Und dass der Sechser im Lotto doppelt so wahrscheinlich ist, wie Opfer eines Blitzschlages zu werden, werden wir sicher nicht vergessen. Dagegen bleiben die spektakulären Körper, die eine unendliche große Oberfläche, aber kein Volumen haben sollen, manchem für immer schleierhaft. Und schließlich sind da noch der einfache Romanesco-Salat und die geometrischen Fraktale, die uns vollends zum Staunen bringen, wenn sie uns auf eine aufregende, fantastische Reise in die Tiefen einer völlig unbekannten, unbeschreiblichen Welt mitnehmen….
Der Olymp der Mathematik ist nicht von dieser Welt!
Viele wissen das noch nicht, aber der Funke ist da, wir haben eine Ahnung erlangt von der Existenz einer Welt von einzigartiger und imponierender Größe, Kraft und Schönheit, von der Welt der Mathematik:
Axiomatisch, puristisch, minimal, logisch, widerspruchsfrei, beweisbar – dabei kreativ und unendlich raffiniert – grenzenlos und wahr.
Diese geniale Wissenschaft erschafft abstrakte, komplexe Strukturen, deren Muster sie mit Logik und Akribie aufspürt. Damit vollbringt sie eine exorbitante Leistung, denn sie bringt Licht ins Dunkel und schafft Ordnung im Chaos.
Die Mathematik ist ein Gigant, groß genug, um unser Universum gemeinsam mit der Physik zu erklären und zu erfassen.
GRANDIOS.
Kunigunde Hofmann, StDin,
Fachleitung Mathematik