PiA - Physik im Advent – mittlerweile eine der Hauptveranstaltungen des physikalischen Lebens am Gymnasium Burgkunstadt. Hinter jedem Türchen verbirgt sich ein Versuch, der von Schülerinnen und Schülern im großen Physiksaal 320 für die zahlreich erschienenen Interessierten der Schüler- und Lehrerschaft vorgeführt wurde. Kreidestaubbewehrte Tennisschläger, mit Zahnstochern bespickte Karottenboote, seifenwasserbenetzte Wattestäbchenwürfel oder hammertraktierte Kandiszuckerstückchen – teils verrückt anmutende Experimente mit Alltagsgegenständen und oft überraschendem Ausgang mussten durchgeführt werden. Danke an Monika Wohner für die Organisation der Veranstaltung, die sich in Form eines besonderen Schulpreises aufgrund herausragender Leistung für das Gymnasium Burgkunstadt einmal mehr gelohnt hat!
Bei Schneefall und damit unmöglicher Himmelbeobachtung machte sich am 15. Januar 2024 ein Bus vom Gymnasium Burgkunstadt auf zur Sternwarte nach Sonneberg. An Bord waren der Astrophysikkurs der 12. Klasse sowie die Klasse 11b, die im Rahmen einer außerunterrichtlichen Aktivität im Fach Physik eine Exkursion durchführen durfte. Begleitet wurden sie von den Physiklehrkräften Frau Röttinger, Herrn Dietz und Herrn Müller.
Nach einer kurzen Information zur Geschichte der Sternwarte durch Sternwartendirektor Thomas Müller teilte man die Schülerschaft in zwei Gruppen auf und erkundete das Gelände. Auf dem Programm standen unter anderem ein Besuch der zweitgrößten Sammlung photographischer Platten weltweit, die den Nachthimmel der nördlichen Himmelssphäre über Jahrzehnte hinweg zeigen, sowie das original erhaltene Linsenfernrohr des Sternwartengründers Cuno Hoffmeister mit rein mechanisch funktionierender Nachführung - diese ist nötig, weil die Erde sich während einer Beobachtung dreht und das anvisierte Ziel am Himmel bald aus dem Blickfeld des Teleskops gerät. Auch ein Öffnen der Beobachtungskuppel mit Handkurbel oder ein Bewegen des Kuppeldachs mit Elektromotor sorgten für Staunen und entschädigten für die fehlende Beobachtung von Himmelobjekten.
Noch heute spielt die Sternwarte in der wissenschaftlichen Forschung eine nicht unbedeutende Rolle: Kündigen sich Veränderungen bei Sternen an, so schaut man durch den Besuch des Photoplattenarchivs, ob sich diese schon in früheren Jahrzehnten bemerkbar machten. Aktuell wird durch die Analyse früherer Sonneberg-Daten eine Nova im Sternbild Corona Borealis (Nördliche Krone) im Januar 2024 erwartet; dabei scheint ein lichtschwacher Stern für einige Tage ganz hell auf, so dass er plötzlich mit bloßem Auge am Nachthimmel zu sehen ist.
Bei der Sternwarte können sich Interessierte anmelden und Termine zur öffentlichen Himmelbeobachtung vereinbaren, bei Unmöglichkeit der Beobachtung werden sie kontaktiert und ein neuer Termin wird vereinbart. Nähere Infos dazu finden sich auf der Homepage des Astronomie-Museums, das von einem gemeinnützigen Verein getragen und betrieben wird.
Es ist mittlerweile eine Konstante – wenn der Astrophysikkurs zur Sternwarte Sonneberg fährt, lässt der Himmel keine Beobachtung zu. Dennoch gab es für die Q12-Schülerinnen und Schüler mit ihrem Kursleiter Martin Müller am Donnerstag, den 16.02.23, Spannendes über die Sternwarte zu hören, vorgetragen durch den Leiter des angegliederten Astronomie-Museums, Thomas Müller.
So weist die Sternwarte die weltgrößte astronomische Fotoplattensammlung auf: Die analogen Aufnahmen wurden allesamt direkt vor Ort erstellt und erfassten den kompletten Nachthimmel über mehr als 70 Jahrzehnte lückenlos. Kein Wunder, dass noch heute Wissenschaftler auf der ganzen Welt nach Sonneberg reisen, um zu untersuchen, ob auffällige Sternentwicklungen heute sich bereits in der Vergangenheit angebahnt haben. Veränderliche Sterne – dafür ist das Haus bekannt, das Cuno Hoffmeister (1892-1968) im Jahre 1925 gründete. Die genauesten Messungen von Bestrahlungsstärken betrachteter Sterne mit anschließender Helligkeitsermittlung konnte Sonneberg vorzeigen – ein weiterer wissenschaftlich-historischer Rekord. Thomas Müller erzählte darüber hinaus noch eine Anekdote über die Entwicklung der Sternwarte in der DDR: Die Einrichtung einer „Werkstatt“ untersagten die Staatsoberen, hatte man doch aufgrund der Nähe zum Klassenfeind Angst, dass zu viel technisches Gerät den Grundstein zu Fluchtversuchen legen könnte. Die Sonneberger Astronomen unterhielten dennoch eine Werkstatt, indem sie diese als „Raum für die Instandhaltung astronomischer Geräte“ bezeichneten – damit war Ost-Berlin einverstanden.
Wenn auch eine Beobachtung des Himmels aufgrund des Nebels und der Bewölkung nicht vorgenommen werden konnte – die launigen Geschichten des Museumsdirektors, die Besichtigung der altehrwürdigen Gebäude samt der Teleskope und Astrografen, die Simulation eines Asteroideneinschlags bei der Schule sowie die Öffnung der großen Beobachtungskuppel mit einer Seilkurbel entschädigten dafür mehrfach. Und Kursleiter Müller gibt die Hoffnung nicht auf, dass vor seiner Pensionierung eine Fahrt nach Thüringen mit Himmelbeobachtung möglich sein wird.