Entscheidungen selbstbestimmt treffen – Suchtprävention am Gymnasium Burgkunstadt
Kinder und Jugendliche sind in einer sensiblen Phase. Sie müssen zahlreiche Entwicklungsaufgaben bewältigen, während ständig neue Eindrücke auf sie einprasseln. Alkohol und Cannabis erscheinen da oft als gute Problemlöser. Gerade diese Drogen sind mittlerweile für Kinder und Jugendliche leicht zugänglich und deshalb ist es besonders wichtig, dass sie gut informierte Entscheidungen treffen können.
Das Theaterstück „LIMIT“ des Kinder- und Jugendtheaters Chapeau Claque aus Bamberg, wurde für und mit den Schülerinnen und Schülern der achten Klassen am 02.10. im Rahmen der Projektwoche des Schuljubiläums aufgeführt. Hierbei sehen die Jugendlichen welche Wirkung Alkohol auf den Körper hat. Das Theaterstück wird durch das HaLT-Projekt (Hart am Limit) des Landkreises Lichtenfels für Schulen finanziert. Die Hauptdarsteller Nina und Basti erleben im Verlauf des Stückes eine Party, die zunächst ganz harmlos beginnt, sich aber später zu einem wahrgewordenen Alptraum entwickelt. Basti ist am Anfang der Party gehemmt und steigt aus Frust darüber, nicht mit Nina und den anderen mithalten zu können, schnell auf harte Drinks um. Hinzukommen im Verlauf des Abends noch Langeweile und Einsamkeit. Basti blamiert sich so richtig, indem er einen Post über seine Lehrerin in einem sozialen Netzwerk postet. Die Folgen seiner Exzesse sind ein heftiger Streit mit Nina, Gewalt und peinliches Verhalten bis zur Bewusstlosigkeit mit anschließendem Krankenhausaufenthalt. Die Schauspieler erarbeiten im Anschluss anhand von Schlüsselszenen, wie man mit solchen Situationen besser umgehen kann und was im Notfall zu tun ist.
Stabile Seitenlage will gelernt sein, Foto: Christian Voll:
Dass es auch ganz ohne Alkohol geht und man trotzdem richtig Spaß haben kann, bewiesen die Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 10a und 11c am Schulfest. Aus vielfältigen Zutaten wurden leckere, alkoholfreie Cocktails gezaubert, die an die Eltern und Mitschüler verkauft wurden. Das Schulfest, welches als krönender Abschluss der Jubiläumswoche zum 50. Schulgeburtstags am 04.10. gefeiert wurde, ist seit vielen Jahren eine alkoholfreie Veranstaltung, die „Unser Landkreis Lichtenfels – gemeinsam gegen Drogen“ mit einem Zuschuss von 150€ fördert.
Foto: Alexandra Gerth
Die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe beschäftigten sich bereits im September mit dem Thema Cannabis. Seit der Teillegalisierung im April ist es für die Jugendlichen wichtiger denn je, sich genau darüber zu informieren, wie Cannabis im Körper wirkt, wo Gefahren und Risiken lauern und was es bedeutet mit dem süchtig machenden THC im Blut erwischt zu werden. Nur wer sich auskennt und nicht nur Halbwissen darüber hat, kann sich selbstbestimmt entscheiden, wie er oder sie mit der Droge umgeht. Katharina Harenberg vom Gesundheitsamt Lichtenfels unterstützte die Klassen damit mit dem interaktiven Workshop „Quo vadis“, der vom Zentrum für Suchtprävention „Villa Schöpflin“ entwickelt wurde. Fundierte Informationen vermitteln, Schlüsselmomente im Leben diskutieren und sich in andere hineinversetzen sind dabei zentrale Bausteine. So stellten sich die Schülerinnen und Schüler die Fragen: „Wie reagieren meine Eltern, wenn sie mich beim Kiffen erwischen?“, „Wie würde ich reagieren, wenn ich mein Kind beim Kiffen erwische?“ oder auch „Wie reagiert ein Lehrer, der einen Schüler beim Kiffen erwischt?“. Diese vielfältigen Möglichkeiten sich mit dem Thema auseinander zu setzten, soll die Jugendlichen in ihrer Persönlichkeit stärken und den Konsum möglichst verhindern. Zudem bietet es die Möglichkeit sich mit dem eigenen Konsum kritisch zu befassen und diesen zu überdenken.
Die Jugendlichen schätzen das Konsumverhalten in ihrer Altersgruppe ein, Foto: Lisa Kohles
Kriminalhauptkommissar Matthias Lange von der Kripo Coburg informierte interessierte Eltern am Elternabend, der am 23.10. stattfand, ebenfalls umfangreich zum Thema Cannabis. Mit seiner authentischen und humorvollen Art lies er die zweieinhalb Stunden dauernde Veranstaltung wie im Flug vergehen und klärte dabei in eindrucksvoller Weise zunächst darüber auf, wie Sucht entsteht und was vor allem Jugendliche zum Konsum von Drogen bewegt. So bezeichnet er Sucht als „Unfall auf der Suche nach Glück“ und erklärt, dass durch legale oder auch illegale Substanzen Glückshormone in so großer Menge ausgeschüttet werden, dass der Körper und vor allem das Gehirn im Anschluss mit dem massiven Abfall dieser Hormone nicht gut klar kommen. Dadurch gelangen Kinder und Jugendliche, deren Gehirn noch nicht vollständig entwickelt ist, schnell in die Phasen der Gewöhnung bis hin zur Abhängigkeit. Dabei gebe es immer einfachere Wege an Drogen heranzukommen, selbst wenn sie für die Schülerinnen und Schüler illegal sind. Cannabis bezeichnete Lange dabei als „Schlittendroge“, da sie Kinder und Jugendliche häufig in andere Substanzen weiter rutschen lässt. Er appelliert an die Eltern, den Kontakt zu ihren Kindern nicht abreißen zu lassen, sie mit Liebe und Aufmerksamkeit zu bestärken, da dies die effektivste Methode sei, dass diese auch bei Problemen die Eltern als Ansprechpartner wählen.
Foto: Lisa Kohles
Lisa Kohles, Suchtpräventionsbeauftrage