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Mo Asumang

„Nur die Starken sollen leben“?

Mo Asumang suchte das Gespräch mit Rassisten und teilt ihre Erfahrungen mit den Schülern 

 

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„Diese Kugel ist für dich, Mo Asumang!“ – Diese Textzeile der rechtsextremen Band White Aryan Rebels konfrontierte die afrodeutsche Schauspielerin, TV-Moderatorin und Journalistin Mo Asumang mit der extremsten Form des Rassismus in Deutschland, der unverhohlen zum Mord an Andersdenkende, Andersgläubige und Menschen anderer Hautfarbe aufruft.

Und er konfrontierte sie mit der Angst, angegriffen und zusammengeschlagen zu werden, dem Gefühl, ständig unter Beobachtung zu stehen, und ihrer zunehmenden Verunsicherung, sich normal und ungezwungen in ihrem Heimatland Deutschland zu bewegen. Bis sich die in Kassel geborene Frau mit deutscher Mutter und Vater aus Ghana wehrte und Rassisten aus der deutschen Neonazi-Szene und den Burschenschaften sowie aus den USA mit ihrem Gedankengut konfrontierte. Entstanden ist daraus ihr Buch „Ich und die Arier“ und der 45-minütige Film „Die Arier“, den die rund 300 Schüler der 8. bis 11. Jahrgangsstufe am Mittwoch, 17.10.2018 in der 3. und 4. Stunde zu sehen bekamen.

So wünscht beispielsweise ein Wahlplakat der NPD „Guten Heimflug“. Mo Asumang erkundigte sich genauer bei den NPD-Funktionären, wie das alles organisatorisch ablaufen soll. Wohin genau soll für sie der Flug gehen? Was passiert mit ihrem Eigentum, was mit ihrer Wohnung?
Und sie fragt Menschen auf der Straße „Was heißt es „deutsch“ zu sein?“ „Was macht einen echten Arier aus?“ „Sind die Deutschen Arier?“. Mit ihren Antworten und Erklärungsversuchen entlarvten sich Mo Asumangs Gesprächspartner selbst und sorgten stellenweise für Heiterkeit beim jugendlichen Publikum am Gymnasium Burgkunstadt. Echte Arier fand Mo Asumang schon, allerdings nicht in Deutschland, sondern im fernen Iran, denn von dort kommt der Begriff, der volkshistorisch überhaupt nichts mit den Deutschen zu tun hat. Die Arier dort im Iran tragen Kopftuch, leben friedlich mit anderen Völkern zusammen und haben durchaus liberale Ansichten, wie zum Beispiel, dass alle Menschen gleich seien.

In Deutschland selbst hat die Film-Regisseurin Asumang keine Arier gefunden, aber viele, die sich für solche halten. Auch die White Aryan Resistance, eine amerikanische neonazistische Organisation, hält sich für arisch und verbreitet ihre rassistischen Ansichten durchaus eloquent und gewinnbringend. „Bekehren“ wollte Mo Asumang ihre Gesprächspartner nicht, vielleicht aber etwas zum Nachdenken bringen über das, was sie so über Rasse, Volk und Deutschtum (nach)grölen.
Nachgedacht und nachgefragt haben bei der abschließenden Diskussionsrunde mit Mo Asumang die Schülerinnen und Schüler, die dem fast zweiständigen Vortrag mit Spannung und großem Interesse gefolgt sind. Mit einem riesigen Applaus bedankten sie sich bei Mo Asumang und bei der SoR-Gruppe (Schule ohne Rassismus) um Gabriele Görlich, die dafür gesorgt hat, dass die Schauspielerin extra aus Berlin für den Schülervortrag und eine Abendveranstaltung für die Eltern nach Burgkunstadt gekommen ist.

 

Text und Bilder: BCh

 

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