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Die Neue Werkbühne München spielt Lessings „Nathan der Weise“ am Gymnasium Burgkunstadt

„Es eifre jeder seiner unbestoch‘nen von Vorurteilen freien Liebe nach.“

Nur vier Schauspieler und ein grandioses Bühnenbild waren nötig, um 150 Schüler der 10. und 11. Jahrgangsstufe am vergangenen Montag, den 09.03., ins Zeitalter der Kreuzzüge nach Jerusalem zu versetzen. Genau diesen Schauplatz hat Lessing nämlich für sein berühmtes aufklärerisches Lehrstück „Nathan der Weise“ gewählt.
Im Fokus dieses Werkes steht der reiche und weise Jude Nathan, der sich im Verlauf des Dramas mehreren Kon-flikten ausgesetzt sieht: Er wird u.a. mit Judenhass und Antisemitismus konfrontiert, weswegen sein Haus – und beinahe auch seine Tochter Recha – einem Brandanschlag zum Opfer fällt. Glücklicherweise wird sie von einem christlichen Tempelherrn gerettet, der dann aber nichts mit Nathan zu tun haben will – sieht er in ihm doch eben nur einen Juden. Darüber hinaus versucht der muslimische (und bankrotte) Sultan Saladin, der die Stadt im 12. Jahrhundert regiert, Nathan mit einer List hinters Licht führen, um an seine Reichtümer zu gelangen. Er stellt ihm daher die Frage nach der wahren Religion, die der weise Jude mithilfe der berühmten Ringparabel beantwortet, die letztlich auch der Höhepunkt des Dramas ist: Drei Ringe repräsentieren die drei großen Weltreligionen Chris-tentum, Judentum und Islam. Die Suche nach dem echten, richtigen Ring, also der „wahren Religion“ führt bis vor einen Richter, der empfiehlt: „Es eifre jeder seiner unbestoch‘nen von Vorurteilen freien Liebe nach.“
Die Neue Werkbühne München hat Lessings Drama zwar deutlich gekürzt, dafür aber die Grundideen umso aussa-gekräftiger dargestellt: Toleranz, Nächstenliebe, Humanität! Besonders beeindruckend aktualisiert wurde dies durch die häufig eingebauten Informationen zu geschichtlichen Hintergründen bzw. gegenwärtigen Problemen, wodurch der Kerngedanke von Lessings über 240 Jahre altem Lehrstück nochmals klar wird: Ganz gleich, welche Herkunft, Religion oder Einstellung andere Menschen haben, wir sollten ihnen stets vorurteilsfrei und offenherzig begegnen! 

Text und Bilder: 

Neue Werkbühne München