Smart im Netz – Oberstufenschüler machen Sechstklässler durch das Netzgänger-Projekt fit fürs Internet
Gespannt und teilweise auch etwas aufgeregt kamen in der Woche vor den Weihnachtsferien unsere Sechstklässler in der Ebene 7 an, um zwei Tage lang am Netzgänger-Projekt teilzunehmen.
„Was sollen wir denn da?“
„Wir kennen uns doch viel besser aus als die Lehrer!“
„Insta und TikTok sind voll cool und überhaupt nicht schlimm!“
„Ich spiele jeden Tag mindestens zwei Stunden Computer!“
Viele dieser Aussagen waren immer wieder zu hören und das ist auch nicht verwunderlich, denn Smartphone, PC und Internet sind in der heutigen Gesellschaft zu einem nicht wegzudenkenden und selbstverständlichen Bestandteil des Alltags geworden. Informationen sind immer und überall verfügbar, die Kommunikation über Smartphone und Internet ist jederzeit auch von unterwegs aus möglich, Computerspiele sind eigentlich nichts Schlimmes, Tauschbörsen an sich sind nicht illegal und über soziale Netzwerke vernetzen wir uns mit zahlreichen Freunden und Bekannten. Diese Entwicklung ist für Jugendliche nichts Besonderes. Sie wachsen damit auf und beginnen bereits in jungen Jahren selbständig mit Computer, Smartphone und Internet umzugehen und alle Möglichkeiten, die diese Medien bieten, für sich zu nutzen. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille, denn diese Chancen sind auch mit Gefahren verbunden, auf die viele Kinder und Jugendliche nur unzureichend vorbereitet sind. Über Tauschbörsen werden oft Raubkopien verteilt. Wer zu viel von sich in sozialen Netzwerken verrät, macht sich leicht angreifbar. Es besteht eine nicht zu verharmlosende Suchtgefahr gerade bei Online-Spielen und viele Computerspiele sind voller Gewalt. Außerdem werden über die modernen Kommunikationswege sehr schnell einzelne Personen zum Opfer von Beschimpfungen und Bedrohungen. Nach neuesten Studien wird die Internetabhängigkeit mittlerweile auf etwa 1% der Bevölkerung geschätzt, und das mit steigender Tendenz. Menschen, die einen riskanten Gebrauch von Computer und Internet haben, flüchten sich in eine virtuelle Welt, in der sie Ablenkung, Anerkennung und Belohnung suchen und verlieren so den Kontakt zur realen Welt. Um den Risiken dieser noch relativ jungen Sucht rechtzeitig zu begegnen, ist es wichtig, die Gefährdeten – vor allem Kinder und Jugendliche – direkt anzusprechen und zu informieren. Und genau hier setzt das Netzgänger-Projekt an, bei dem Peers, also Schülerinnen und Schüler der Oberstufe, ihr Wissen auf Augenhöhe an die Jüngeren weitergeben. In vier jeweils dreistündigen Modulen sollen die Sechstklässler einen sinnvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit den „neuen Medien“ erlernen.
„Jüngere Schüler zu unterrichten, ist super. Man sieht dabei, wie schwer es doch manchmal die Lehrer haben, wenn man einmal im Klassenzimmer auf der anderen Seite steht. Je größer die Gruppe, umso schwieriger wird der Unterricht“, sagt einer der Peers. Sein Tipp für soziale Netzwerke: „Nicht den richtigen Namen angeben und kein Bild von sich selbst reinstellen.“ In den „virtuellen Spielewelten“ sieht er eine potenzielle Suchtgefahr für Kinder und eine Kostenfalle. „Wir möchten den Kindern helfen! Sie sollen sich sicherer im Internet bewegen und nichts Falsches machen.“ Beim Unterrichten der Sechstklässler habe man viele positive Erfahrungen gemacht: „Die haben sehr gut mitgemacht und uns als Lehrer akzeptiert. Es scheint ihnen auch Spaß gemacht zu haben. Wir haben versucht, den Kindern das Thema spielerisch näher zu bringen. Filme und lebhafte Diskussionen gehörten zum Crashkurs.“
Das Fazit der unterrichteten Schüler aus der 6. Jahrgangsstufe fällt durchweg positiv aus. „Die Peers waren nicht so streng wie die normalen Lehrer. Wenn man Probleme im Internet hat, kann man sie was fragen.“ „Die Peers haben oft mehr Erfahrung mit der Thematik als unsere Lehrer.“ „Und wenn man gemobbt wird, sollte man das am Besten mit den Eltern besprechen.“
Insgesamt gesehen haben Oberstufenschüler ihre Mitschüler dafür sensibilisiert, darauf zu achten, welche Gefahren und Risiken im Internet lauern. Die Titel der vier Workshops „Mein digitales Ich!“, „Resp@kt!“, „Verzockt?“ und „Bist du sicher?“ verlieren durch die Unterweisung ihren Schlagwortcharakter. Man kennt sich jetzt ein bisschen besser aus, vor allem darin, wie man die Privatsphäre im Internet schützen kann.
Vielen Dank auch an die Schülerinnen und Schüler des Medienkunde-Kurses für die tolle Arbeit!
Christina Schott