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Klickst du noch oder lebst du schon?

Gemeinsam sicher im Netz - Medientutoren fördern Medienkompetenz ihrer jüngeren Mitschülerinnen und Mitschüler

Neue, angesagte Sneaker gekauft – und jetzt schnell eine Story dazu auf Instagram gepostet. Bei WhatsApp mit den besten Freundinnen im BFF-Chat darüber im Austausch, worüber sich „Best Friends Forever“ eben so austauschen. Und die coolen Moves von Rapperin Cardi B im Video zu Hause vor dem Spiegel nachgestellt und auf TikTok hochgeladen.

Unsere Medienwelt hat durch das Internet und die sozialen Netzwerke einen enor­men Wandel erlebt: Jeder kann zu jeder beliebigen Tageszeit Informationen und Nachrichten über verschiedenste Kanäle in Schrift, Bild und Ton verbreiten. Mittlerweile hat jeder zehnte Dreijährige regelmäßig Kontakt mit Medien wie Smartphone und Tablet und ist damit online. Bereits zehn Jahre später, mit 13, haben mehr als 90% aller Jugendlichen ein eigenes Smartphone. Aus dem Leben der Kinder und Jugendlichen sind diese Medien nicht mehr wegzudenken. Jugend­liche springen, sowohl als Produzenten eigener Inhalte als auch als Nutzer, ganz selbstverständlich zwischen dieser digitalen und der analogen Welt hin und her und nutzen Bildschirme intuitiv und selbstverständlich. Und immer sind sie nur einen Klick entfernt! Smartphone und Internet eröffnen ein direktes Tor in die weite Welt. Hier stehen unsere Kinder jedoch – so wie wir alle – vor einer in dieser Form noch nie dagewesenen Herausforderung. Bei jeder Nachricht, die wir lesen, und jedem Post, den wir schnell mal nebenbei teilen, sollten, ja müssen wir uns fragen: Woher stammt diese Information eigentlich? Ist die Meldung wahr? Kann ich dieser Quelle wirklich trauen? Mit den scheinbar unendlichen Möglichkeiten des Internets und der sozialen Netzwerke ist leider auch die Zahl der Stolpersteine und Risiken drastisch angestie­gen. Gewaltverherrlichende Videos, „Ballerspiele“ und pornographische Inhalte sind bereits für Kinder und Jugendliche zum Greifen nah. Gleichzeitig sind sie nur einen Klick von Cybermobbing und Abofallen entfernt.

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Am Gymnasium Burgkunstadt ist es uns schon seit einigen Jahren ein großes Anlie­gen, die Schülerinnen und Schüler darin zu unterstützen, Gefahren der digitalen Welt zu erkennen, zu vermeiden und einen maßvollen Umgang mit dem Internet zu entwickeln. Die Jugendlichen sollen lernen, ihr eigenes Verhalten kritisch zu reflek­tieren und sich sicher durch die digitale Welt bewegen.

Glücklicherweise konnte für unsere Sechstklässler nach einem Schuljahr mit Corona bedingtem Entfall das Peer­-Präventionsprojekt „Netzgänger“ wieder in Präsenz stattfinden. An zwei kompletten Schultagen nahmen die Schülerinnen und Schüler an vier Workshops zu den Themen „Mein digitales Ich!“, „Verzockt?“, „Resp@kt!“ und „Bist du sicher?“ teil, die von den Peers des Medien­kunde-­Kurses der Oberstufe abgehalten wurden. In mehreren Wochen der Vorbe­reitung hatten die Oberstufenschülerinnen und ­-schüler die Inhalte methodisch aufbereitet, Materialien ausgewählt, Präsentationen erstellt und sich rhetorisch vor­bereitet. Ziel war es, die jüngeren Mitschülerinnen und Mitschüler für den Umgang mit dem Internet und die medialen Gefahren zu sensibilisieren und Medienkompe­tenz zu fördern. Durch das gute Verhältnis zu den Jüngeren sind viele Gespräche möglich geworden, in denen auch über eigene Erfahrungen gesprochen und die ein oder andere persönliche Frage geklärt wurde. Die Besonderheit des Projekts Netz­gänger liegt im Vergleich zu vielen anderen medienpädagogischen Ansätzen darin, dass nicht Lehrer die Vermittlung der Themen übernehmen, sondern ältere Schüle­rinnen und Schüler, die dadurch gleichzeitig eine besondere Vorbildfunktion einneh­men und somit mehr Lebensnähe und Authentizität schaffen. Sie können mit den Sechstklässlern auf Augenhöhe kommunizieren und vermittelte Inhalte werden nicht als Belehrung empfunden. Zudem sind junge Erwachsene über aktuelle Medien­trends in der Regel besser und schneller informiert als ihre Lehrer und haben so auch einen leichteren Zugang zu den neuen medialen Inhalten, Techniken und Tools. „Besser als jeder Schultag“, ist nur eine der vielen positiven Rückmeldungen, die das Netzgänger-­Team von den 6. Klassen bekommen hat. „Durch diese Workshops konnten wir den Unterstufenschülerinnen und ­-schülern viel beibringen und sie etwas zum Nachdenken anregen“, erklärte eine begeisterte Oberstufenschülerin. „Auch wir haben uns durch unsere Vorbereitung und die Ver­antwortung, die wir übernommen haben, persönlich weiterentwickelt. Gut, dass die­ses Projekt die nächsten Jahre weitergeführt wird, da wir Peers und auch die teilnehmenden jüngeren Schülerinnen und Schüler, wie das überaus positive Feed­back zeigt, sehr viel Spaß hatten, die wichtigen Themen gemeinsam zu erarbeiten.“

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Medientage mit umliegenden Grundschulen

Kinder haben bereits im Grundschulalter den ausgeprägten Wunsch, alle neuen Medien selbst und allein zu nutzen. Vorerst geht es dabei sicherlich ums Spielen, aber bereits ab 8 Jahren entsteht der Wunsch nach Kommunikation über diese Medien und die Nutzung von Chats, Smartphone und PC. Somit müssen wir uns bei der Medienpädagogik bereits auf die Jüngsten konzentrieren und den Kindern neben den Chancen auch die damit verbundenen Gefahren aufzeigen und sie medienmündig machen, um eine Mediensucht bereits in jungen Jahren zu vermeiden. Außerdem geht es darum, sie vor größerem Schaden für sich und auch für andere zu bewahren.

Daher freuen wir uns sehr, dass wir in diesem Schuljahr die Kooperation mit den umliegenden Grundschulen wieder intensivieren konnten und für die Dritt- bzw. Viertklässler einen Medientag an unserer Schule angeboten haben, der auch vom Medienkunde-Kurs gestaltet wurde und die Inhalte des Netzgänger-Projektes in angepasster Form umfasste.