Bilder aus dem Krieg
Till Mayer hat in Lwiw ein Rotkreuz-Projekt für bedürftige alte Menschen mit aufgebaut, dass seit vielen Jahren auch durch die HMS-Sonderaktion Unterstützung erfährt. Gerade erst ist der Journalist von einem dreiwöchigen Einsatz aus der Ukraine zurückgekehrt. Er berichtete für das Obermain-Tagblatt, die Main-Post sowie die Augsburger Allgemeine und weitere Titel der Pressedruck über den Krieg in dem osteuropäischen Land.
Der OT-Redakteur zeigte den Schülern beider Schulen in zwei Vorträgen sehr authentisch die verzweifelte Lage der Menschen in den ukrainischen Kriegsgebieten auf. Er erinnerte daran, dass bereits seit 2014 im Osten der Ukraine Krieg geführt wird. Mayer gehörte zu den wenigen Journalisten aus Deutschland, die über diesen bis vor kurzem weitgehend in den Medien vergessenen Krieg regelmäßig berichteten. „Dass die Annektion der Krim durch Russland und der Krieg im Osten der Ukraine so wenig Konsequenzen für Putin hatte, war ein großer Fehler. Dafür müssen die Ukrainer jetzt einen hohen Preis zahlen“, erklärte der OT-Redakteur.
Durch zahlreiche Ukraine-Reisen in den vergangenen Jahren konnte Mayer ein großes Netzwerk an Kontakten und freundschaftlichen Verbindungen aufbauen. Er erzählte darüber, was die Menschen nun seit der Invasion im ganzen Land erleiden müssen. Den Schülern hatte er Bilder von einer zerstörten Schule und zerbombten Wohngebäuden mitgebracht. Aufnahmen zeigten dunkle Rauchwolken nach Raketeneinschlägen. Aber auch von Nächten in Luftschutzkellern in Kiew und Schytomyr erzählten die Fotos und der Journalist. Er begegnete Menschen, die in letzter Minute fliehen konnten und oft vorerst alles verloren haben.
Während seines Vortrags gelang es Mayer immer wieder, den Bezug zu den Schülern herzustellen. Er verwies auf die vielen Kinder und Jugendlichen in der Ukraine, die an den traumatischen Erlebnissen wohl ein Leben lang leiden müssen. Junge Ukrainer, manche sind nur wenige Jahre älter viele der anwesenden Schüler, melden sich freiwillig, um ihre Heimat zu verteidigen.
Mayer berichtete von dem Mut vieler Ukrainer und Ukrainerinnen, die sich oft als Helfende in dieser schweren Situation engagieren. Obwohl sie selber gerade ihr Zuhause verloren haben. „Eines hatten alle Menschen, die ich traf, gemeinsam. Seit dem 24. Februar ist für sie nichts mehr, wie es war. Ihr Leben ist völlig auf den Kopf gestellt.“ Gemeinsam würden sie der russischen Invasion und ihren traumatisierenden Folgen tapfer die Stirn bieten.“
Till Mayer machte klar, dass es nicht sein darf, dass russische-stämmige Menschen nun pauschal als Putin-Fans verurteilt werden. „Mobbing geht gar nicht“, so der Journalist. Aber er erklärte auch, dass man den Lügen der russischen Propaganda widersprechen müsse. „Wir haben einen Krieg in der Ukraine. Dort sterben unschuldige Frauen, Kinder und Männer. Fast im ganzen Land schlagen Raketen ein, werden Häuser und Leben zerstört. Dieser Krieg wurde der Ukraine aufgezwungen. Es gibt keine Rechtfertigung für ihn.“
Es sei wichtig, sich für die Wahrheit einzusetzen. Ohne Wahrheit gebe es auch keinen Frieden. „Die Menschen in der Ukraine verteidigen ihre Demokratie. Sie verteidigen das Recht, ihren Weg selbst zu bestimmen. Sie kämpfen gegen eine Diktatur. Zeigt euch solidarisch mit ihnen.“
Sein Vortrag und die eindrucksvollen Fotos gingen Schülern und Lehrern gleichermaßen unter die Haut und machten diese sprachlos. In der Nachbesprechung bemerkte eine Schülerin treffend, dass es doch etwas ganz anderes ist, wenn jemand vor einem steht und über die Schrecken dieses Krieges direkt berichten kann, als wenn die Informationen nur aus den Medien stammen. Dies unterstreicht eindrucksvoll die Wichtigkeit von Mayers gefährlicher Arbeit.
Im Anschluss an die Vorträge überreichten Schülersprecher und Schülerinnen der „Schule ohne Rassismus“-Gruppe der beiden Schulen Spendengelder in Höhe von 5100 Euro für die HMS-Sonderaktion „Ukraine“. Diese beeindruckende Spendensumme kam in nur einer Woche durch die Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und die Lehrerkollegien zusammen und zeigt deren große Hilfsbereitschaft für die betroffenen Menschen.
Mit dem Geld werden Medikamenten für alleinstehende, chronisch kranke und mittellose alte Menschen in Lwiw gekauft, sowie die Gehälter der Rotkreuz-Schwestern finanziert, die sie versorgen. Auch Lebensmittel werden verteilt. Weiter wird ein Medico-Soziales-Zentrum unterstützt, das Anlaufstelle für Rentnerinnen und Rentner ist. Dort ist auch die Station der Schwestern.
„Meist haben die alten Menschen kaum 75 Euro Rente im Monat und keine Krankenversicherung. Gut die Hälfte der mageren Rente fressen die hohen Energiekosten. Zudem sind die Preise für Lebensmittel durch den Krieg stark gestiegen. Eure Hilfe ist wichtig, auch um langfristig unterstützen zu können. Angedacht ist, sogar die Hilfen zu erweitern. Vielen, vielen Dank“, erklärte Till Mayer. Ein kleiner Film zeigte den Jugendlichen eine Klientin der der Hilfsaktion.
Die beiden Schulleiterinnen Lydia Münch (Gymnasium) und Monika Geiger (Realschule) sowie die betreuenden Lehrkräfte der Spendenaktion Gabriele Görlich und Thomas Schaller bedankten sich herzlich bei Till Mayer für seinen Besuch, seinen Einsatz und die bewegenden Worte.
Bereits in der Vergangenheit bereicherten Vorträge und Ausstellungen und das großartige Engagement Mayers die pädagogische Arbeit an den beiden Schulen. Am Gymnasium Burgkunstadt ist Mayer zudem Schulpate von „Schule ohne Rassismus.“
Thomas Schaller/Redaktion OT