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Theatergruppe der Mittelstufe des Gymnasiums Burgkunstadt überzeugte bei zwei Aufführungen der Komödie „Die Hölle – das sind die anderen“

MSt Theater22

Es war alles, nur kein 08/15-Schultheater, das die Theatergruppe der Mittelstufe des Gymnasiums Burgkunstadt dieser Tage bei zwei gut besuchten Aufführungen der Komödie „Die Hölle – das sind die anderen“ darbot. Abstrakte und skurrile, ernsthafte und lustige, banale und philosophische Momente wechselten sich stetig ab und sorgten für beste Theaterunterhaltung.

Sieben Personen. Ein Raum. Papierschiffchen. Sie alle verbindet nur ihr Todestag. Doch wie sind sie an diesen Ort gekommen? Wieso sind sie ausgerechnet hier? Und was haben die sieben Todsünden mit ihrer Situation zu tun? – Die Fragen, die aufgeworfen werden, verknüpfen die verschiedenen episodenhaften Handlungsfäden und Personen miteinander, darunter etwa die Schizophrene (Eva Kral, 9c), die das Ego ihrer verstorbenen Schwester übernimmt; oder auch den selbstverliebt-egoistischen Geschäftsmann Gerald Mann, der sich selbst G-man nennt (A. R. Laurenz Partheymüller, 9d+), aufgrund der Situation verzweifelt und immer mehr die Kontrolle verliert.

„Es ist schon eine anspruchsvolle Komödie, die den Zuschauer förmlich zum Mitdenken zwingt, ihm aber gleichzeitig reichlich Spielraum für eigene Interpretationen lässt“, erklären die beiden Regisseure Christine Hollenbach und Roman Berth. Einige ihrer LehrerkollegInnen hatten in Videoeinspielungen kurze Gastauftritte, was für zusätzliche Farbtupfer sorgte.

Letztendlich konnte man den schauspielerischen Leistungen nur volles Lob zollen: „Die lange Theaterpause an unserer Schule, die komplizierten Proben unter Maskenpflicht sowie die Ungewissheit, ob die Premiere überhaupt würde stattfinden können – unsere Mädels und Jungs haben das großartig gemeistert!“ So freuten sich die Verantwortlichen – und die Zuschauer natürlich auch.

-cv-

„I like You“ - Theateraufführung für die 7. Jgst. zur Prävention von Cybermobbing

Als aufgrund der Corona-Pandemie die Schulen geschlossen waren, wurde nicht nur ein Teil des Unterrichts, sondern auch das Privatleben unserer Schülerinnen und Schüler ins Internet verlagert. Durch die Kontaktbeschränkungen trafen sich viele Kinder und Jugendliche noch häufiger als sonst online in Chatgruppen, bei TikTok oder Instagram und nur noch selten im Sportverein oder auf einer Party. Da sich dadurch die Onlinezeiten im Schnitt um ca. eine Stunde verlängert haben, geht eine aktuelle Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing davon aus, dass Corona auch Mobbing im Netz verschärft hat. 29 Prozent der Zwölf- bis Neunzehnjährigen geben an, dass über sie beleidigende, demütigende und falsche Sachen im Internet verbreitet wurden. Besonders in der Pubertät ab 13 Jahren werden viele Jugendliche mit Mobbing, z.B. durch vereinzelte Beleidigungen oder nicht eingeladen werden zu einer Chatgruppe, konfrontiert. Mobbing im realen Leben und im Internet gehen dabei oft ineinander über. Was auf dem Schulhof geschieht, wird online fortgesetzt und umgekehrt. Im Netz bleiben die Täter jedoch teilweise anonym, was die Hemmschwelle herabsetzen könnte.

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Aber was können wir tun? Einerseits muss den Kindern und Jugendlichen klar sein, dass es sich um ein Delikt handelt, das Konsequenzen hat. Andererseits muss es immer wieder Präventionsveranstaltungen geben, um die Schülerinnen und Schüler für das Thema (Cyber)Mobbing zu sensibilisieren. Deshalb fand für unsere Siebtklässler ein Projekttag mit diesem Themenschwerpunkt statt. Am Anfang des Projekttages stand das Theaterstück „I like You“, das eindrucksvoll die komplexe Lebenswelt der Jugendlichen von heute darstellte. Drei Schauspieler zeigten dabei die 15-jährige Samira und ihre Freunde beim Surfen, Chatten und Posten. Dank ihrer Computer und Smartphones sind sie ständig vernetzt und bewegen sich sicher und spielerisch im worldwideweb. Doch auf einmal geschieht es: aus Wut, Verletzung und Enttäuschung veröffentlicht Sami ein demütigendes Foto von Luke. Das Bild wird weitergeleitet, kommentiert und verbreitet sich ungewollt rasend schnell im Internet. Am nächsten Tag wissen in der Schule schon alle Bescheid. Plötzlich steht Luke alleine da…

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Eindrucksvoll zeigte das einstündige Theaterstück die Chancen und Risiken der digitalen Vernetzung via Internet und soziale Medien auf und sensibilisiert so für einen verantwortungsvollen Umgang damit. „I Like You“ geht dabei nicht den Weg der Theorie, sondern den der Empathie. Die bewegende Geschichte macht Mut und Lust sich für Toleranz und gegenseitigen Respekt einzusetzen und motiviert die Jugendlichen bei Konflikten friedvolle Lösungswege zu finden.

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Im Anschluss fand ein intensiver Austausch der Siebtklässler mit ihren Klassenkameraden und den beiden Medienpädagoginnen der Schule, Frau OStRin Christina Schott und Frau StRin Kerstin Reichenberger, statt, um offene Fragen zu klären und Raum für Emotionen zu geben. Schnell wurde klar, dass die einfache Trennung zwischen Opfern und Tätern nicht immer leicht ist und Gemobbte oft selbst wieder zu Mobbern werden. So wird als Motivation, andere zu mobben, oft genannt: Er oder sie habe es verdient, oder der oder die Mobberin wurde selbst gemobbt. Allerdings wird auch zugegeben, dass man aus Spaß oder Langeweile andere quält. Die Folgen von Mobbing können verheerend sein. Die meisten Schüler und Schülerinnen fühlen sich vor allem verletzt, viele sind auch wütend. Am Ende des Tages wurden noch gemeinsame Regeln für die Klassengemeinschaft bzw. die gesamte Schule erarbeitet, um (Cyber)Mobbing möglichst schon im Keim zu ersticken.

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Ein großer Dank geht an Frau Lang vom Landratsamt Lichtenfels, die diese Veranstaltung an unserer Schule ermöglicht und organisiert hat. Zusätzlich war durch die finanzielle Förderung der Stiftung „Bündnis für Kinder“ des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales eine weitere Aufführung im Rahmen eines Elternabends möglich.

Reicht es, kein Rassist zu sein?

OT-Redakteur Till Mayer diskutiert als „Schule ohne Rassismus“-Pate mit Burgkunstadter Gymnasiasten. Er berichtet den Jugendlichen von der Benachteiligung von Roma in Osteuropa.

Zusammen mit dem neuen „Schule ohne Rassismus“-Paten des Gymnasiums Burgkunstadt, Till Mayer, diskutierten die Klasse 10c und die Schülerinnen des Wahlkurses „Schule ohne Rassismus“ darüber, was Rassismus ist, wann er beginnt und wie man ihm entgegentreten kann.

„Wo es Rassismus gibt, gibt es keinen Frieden. Das habe ich auf meinen Reisen gelernt.“ Mit diesen Worten begann Till Mayer, Redakteur des OT, seinen einleitenden Vortrag. Als Journalist und Fotograf berichtet er seit vielen Jahren zudem regelmäßig aus Kriegs- und Krisengebieten. In Burgkunstadt stellte er die größte ethnische Minderheit Europas, die Roma, in den Mittelpunkt. Roma und Sinti sind seit Jahrhunderten Rassismus ausgesetzt.

Die Jugendlichen hatten bislang wenig über die Roma und Sinti gehört und lauschten gespannt, aber auch betreten den Ausführungen Till Mayers, der zunächst Fotos von Naziaufmärschen aus Varnsdorf, einer tschechischen Kleinstadt nahe der deutschen Grenze, zeigte. Rechte stellten dort deutlich ihren Hass gegenüber Roma-Familien zur Schau, die in einem schäbigen Gebäude am Ortsrand, dem ehemaligen Hotel „Sport“, untergebracht waren.

Aufmarsch  

Roma Der Hintergrund für die Hass-Demos war eine tätliche Auseinandersetzung mit einer Machete in einer Kneipe zwischen Roma und einem Gast. Die Kneipe befand sich nicht einmal in Varnsdorf. Und keiner der Bewohner des Hotels „Sport“ hatte irgendetwas mit dem Vorfall zu tun. Doch geschickt nutzen Rassisten die Tat, um Hass in Varnsdorf anzufachen. Teilweise bis zu 1000 Demonstranten drohten den Roma-Familien im Hotel „Sport“ regelmäßig mit Hassparolen. Polizei musste die Roma vor Gewalt schützen. Neben den üblichen Anhängern rechtsradikaler Parteien waren auch Varnsdorfer unter den Demonstranten. Während Rechtsradikale schrien, „Die Roma ins Gas“, sahen sie sich als vermeintliche Opfer eines „Schwarzen Rassismus“.

Den Schülerinnen und Schülern war die Geschichte der Benachteiligung, die auch in Deutschland bis ins Heute reicht, kaum bekannt. Till Mayer erklärte, dass Roma und Sinti in der Vergangenheit nie eine echte Chance bekommen hätten. Bereits im Mittelalter war es ihnen nicht möglich, zum Beispiel in Zünfte zu kommen. Lediglich als Kesselflicker, Schausteller, Tagelöhner und Scherenschleifer waren sie geduldet.

Die Benachteiligung der Roma und Sinti ist bis heute geblieben. Selbst um das Gedenken müssen sie kämpfen. Davon berichtet auch das Geschehen um die Gedenkstätte für Opfer des Konzentrationslagers im tschechischen Lety deutlich. Auf dem Areal beziehungsweise in der Nachbarschaft des ehemaligen KZs, das als reines „Zigeunerlager“ gegolten hatte, war nach dem Krieg eine Schweinemastanlage errichtet worden. Der Gestank machte ein würdevolles Gedenken weitgehend unmöglich. Als Till Mayer diesen Ort besuchte, gab es zumindest ein einfaches Mahnmal auf dem ehemaligen Lagergelände. Nach jahrelangen Protesten durch Roma und Bürgerrechtler kaufte der tschechische Staat den nahen Mastbetrieb und legte ihn still. Bis zum Jahr 2023 soll nach langem Kampf nun eine würdige Gedenkstätte entstehen.

Der Journalist berichtete noch über weitere, die Schülerinnen und Schüler teilweise verstörende Begebenheiten, beispielsweise über die Zwangssterilisation von Roma-Frauen in der kommunistischen Tschechoslowakei. Aber auch nach der Wende gab es weitere Fälle. In Orbàns Ungarn kam es zu Segregation an Schulen. „Roma-Kinder wurden in vermeintliche Förderklassen geschickt. Bürgerrechtler und betroffene Roma-Familien bezweifeln jedoch das Ziel einer Förderung. Stattdessen wurden Roma-Kinder abgesondert und abgeschoben.“

Doch was ist Rassismus? Hat ihn nicht jeder von uns irgendwo im Kopf? Dieser Frage ging Till Mayer im Folgenden mit den Jugendlichen auf den Grund, indem er Gründe sammeln ließ, weshalb Menschen überhaupt diskriminiert werden. Es wurden die Hautfarbe, die Herkunft, die Religion oder die sexuelle Orientierung genannt.

Mit provokanten Äußerungen wie „Man wird doch mal einen Witz machen dürfen?“ versuchte er die Schülerinnen und Schüler aus der Reserve zu locken. Ob sie etwas dagegen sagen würden, wenn jemand in ihrem Umfeld einen solchen Witz machen würde, beantworteten sie zunächst ein wenig zurückhaltend. Es käme auf den Zusammenhang an, auf die Art des Witzes, es sollten keine Grenzen überschritten werden. Doch wo ist hier die Grenze? Im Lauf des sich daraus entwickelnden Gesprächs wurden die Jugendlichen immer sensibler für die Thematik und kamen zu dem Schluss, dass jede Art von Ausgrenzung bereits Rassismus ist. Doch wie kann man diesem begegnen? Reicht es aus, kein Rassist zu sein? Till Mayer meint nein. Die Schüler sahen einen kurzen Film des jamaikanischen Schriftstellers Marlon James, in dem deutlich wurde, dass es wichtig ist, nicht einfach gegen Diskriminierung zu sein, sondern aktiv einzuschreiten. „Anti-Rassismus, das heißt aktiv zu handeln. Etwas zu sagen, wenn zum Beispiel ein Kumpel einen Witz macht, der einfach nicht mehr okay ist. Man muss Rassisten ihre Grenzen zeigen. Deswegen gehört zu einer Schule ohne Rassismus ja auch die Courage mit dazu“, so der OT-Redakteur.

Zuletzt kam die Rede auf ein brisantes Thema: den Corona-Impfstatus. „Ist es rassistisch, Menschen, die nicht geimpft sind, auszugrenzen?“, das fragten mehrere Jugendliche. Schnell war man sich einig, dass es stets wichtig ist, Andersdenkende korrekt und würdevoll zu behandeln, aber dass in diesem Fall nicht von Rassismus gesprochen werden könne. Impfgegner gefährden die Gesundheit anderer Menschen durch ihr Verhalten. „Hätten wir eine höhere Impfquote, wären die Covid-Intensivstationen nicht so voll. Dann müssten keine anderen Operationen deswegen verschoben werden, weniger Menschen sterben. Fakt ist, weniger als 30 Prozent der Bevölkerung, also Ungeimpfte, stellen das ganz deutliche Gros der Patienten auf den Covid-Intensivstationen.“ Ein Schüler erklärte, dass ein indirekter Impfzwang die Menschen in ihren Grundrechten einschränken würde. Till Mayer konterte: „Einschränkungen sind für ein Zusammenleben notwendig. Innerorts gibt es zum Beispiel Tempolimits. Sie schränken den Autofahrer ein. Aber sie schützen das Leben von Kindern und Passanten. Die eigene Freiheit endet eben da, wo andere darunter leiden oder gefährdet sind.“

Als Konventionsbeauftragter des BRK-Kreisverbandes Lichtenfels hatte Till Mayer kostenlose Exemplare des Bildbandes „Dunkle Reisen“ mitgebracht. So manche Reportage darin erzählt etwas über Rassismus. Was passiert, wenn er überhandnimmt: Gewalt, Krieg und Zerstörung sind die Folgen.

Gabriele Görlich

Die Neue Werkbühne München spielt Lessings „Nathan der Weise“ am Gymnasium Burgkunstadt

„Es eifre jeder seiner unbestoch‘nen von Vorurteilen freien Liebe nach.“

Nur vier Schauspieler und ein grandioses Bühnenbild waren nötig, um 150 Schüler der 10. und 11. Jahrgangsstufe am vergangenen Montag, den 09.03., ins Zeitalter der Kreuzzüge nach Jerusalem zu versetzen. Genau diesen Schauplatz hat Lessing nämlich für sein berühmtes aufklärerisches Lehrstück „Nathan der Weise“ gewählt.
Im Fokus dieses Werkes steht der reiche und weise Jude Nathan, der sich im Verlauf des Dramas mehreren Kon-flikten ausgesetzt sieht: Er wird u.a. mit Judenhass und Antisemitismus konfrontiert, weswegen sein Haus – und beinahe auch seine Tochter Recha – einem Brandanschlag zum Opfer fällt. Glücklicherweise wird sie von einem christlichen Tempelherrn gerettet, der dann aber nichts mit Nathan zu tun haben will – sieht er in ihm doch eben nur einen Juden. Darüber hinaus versucht der muslimische (und bankrotte) Sultan Saladin, der die Stadt im 12. Jahrhundert regiert, Nathan mit einer List hinters Licht führen, um an seine Reichtümer zu gelangen. Er stellt ihm daher die Frage nach der wahren Religion, die der weise Jude mithilfe der berühmten Ringparabel beantwortet, die letztlich auch der Höhepunkt des Dramas ist: Drei Ringe repräsentieren die drei großen Weltreligionen Chris-tentum, Judentum und Islam. Die Suche nach dem echten, richtigen Ring, also der „wahren Religion“ führt bis vor einen Richter, der empfiehlt: „Es eifre jeder seiner unbestoch‘nen von Vorurteilen freien Liebe nach.“
Die Neue Werkbühne München hat Lessings Drama zwar deutlich gekürzt, dafür aber die Grundideen umso aussa-gekräftiger dargestellt: Toleranz, Nächstenliebe, Humanität! Besonders beeindruckend aktualisiert wurde dies durch die häufig eingebauten Informationen zu geschichtlichen Hintergründen bzw. gegenwärtigen Problemen, wodurch der Kerngedanke von Lessings über 240 Jahre altem Lehrstück nochmals klar wird: Ganz gleich, welche Herkunft, Religion oder Einstellung andere Menschen haben, wir sollten ihnen stets vorurteilsfrei und offenherzig begegnen! 

Text und Bilder: 

Neue Werkbühne München